Dienstag, 6. September 2011

Debatte: Die Asamblea als Instrument basisdemokratischer Meinungsbildung

In unserem zunehmend auseinanderfallenden Gesellschaftssystem haben wir uns an folgende Form sozialer Kommunikation gewöhnt: Berufspoliker und Vetreter von Lobby-, und Partikularinteressen nutzen die massenmediale Infrakstruktur um die grundlegenden Eckpfeiler in gesellschaftspolitschen Themenbereichen abzustecken. Wir - die Bürger - haben zu weiten Teilen verlernt in diesen Diskurs aktiv einzugreifen. Wir sind zu oft Objekt und zu selten Subjekt im sozioökonomischen Diksurs. Direkte bürgerliche Einflussnahme ist oft nur über den Umweg von Organistionen möglich, die allerdings ihrerseits wieder zu Oligarchisierung neigen. Die Asamblea will diesem Kommunikationsdefizit entgegenwirken.

Eine Asamblea ist sowohl ein Ort, als auch eine Versammlung von Menschen. Der Ort sollte leicht zugänglich sein und für jeden erreichbar. Deshalb bieten öffentliche Plätze ideale Voraussetzungen, um eine Asamblea abzuhalten.

Als eine Versammlung von Menschen ist die Asamblea  die basisdemokratische Zusammenkunft freier Individuen zum konstruktiven kommunikativen Austausch. Dieser Austausch hat Konsensentscheidungen zum Ziel, die Kommunikation sollte lösungsorientiert und kooperativ von Statten gehen. Sinn und Zweck der Asamblea ist es ausdrücklich nicht, gegensätzliche Positionen konfliktiv aufeinanderprallen zu lassen, sondern vielmehr aus gegensätzlichen Positionen heraus gemeinsam neue Ansätze zu entwickeln. Die Asamblea stützt sich auf das Paradigma kollektiver Intelligenz und sieht sich als Gegenentwurf zu konkurenzorientierem Kampf.

Zu Konsensentscheidungen/Konsenslösungen kommt es durch ausführliche, konzentrierte und respektvolle Kommunikation miteinander. Die neuen Lösungen bilden sich im Laufe des Gesprächs. So lange Widersprüche zu einem Punkt signalisiert werden, werden die Begründungen dieser Widersprüche gehört und ebnen im besten Fall den Weg für Alternativlösungen, die widerspruchslos angenommen werden können. 

Sonstige Abstimmungen sollten nur in terminlich drängenden, organisatorischen Fragen, in denen die Zeit fehlt um zu einer Konsensentscheidung zu gelangen, als Mittel gewählt werden. Es ist allerdings niemand gezwungen sich an Ergebnisse von Abstimmungen zu halten. Denn echte Demokratie schließt ein Verständnis und ein Bewusstsein für eigenverantwortliches Handeln mit ein. 

Eine Asamblea eröffnet also dem Einzelnen die Möglichkeit sich öffentlich zu äußern und seine Meinung zu den jeweiligen Thema der Asamblea auszudrücken.

Die Asamblea kann Aufgaben an Organisationsgruppen verteilen, die dann außerhalb der Asamblea gemeinsam an Themen/Projekten/Lösungsvorschlägen arbeiten. Wichtig dabei ist, dass die Aufgaben deutlich umrissen und formuliert werden, und dass allen Beteiligten klar ist, dass die Bürgerversammlung nur Aufgaben und nicht Kompetenzen und Verantwortung delegiert. Dementsprechend sind die Ergebnisse der Arbeitsgruppen an die Asamblea zur gemeinsamen Entscheidungsfindung zurück zu geben.
                                Foto: Yusuf Beyazit

Eine Asamblea kann wie folgt ablaufen:

1) Begrüßung durch den von Asamblea zu Asamblea wechselnden Moderator, der die Einhaltung der Regeln, Sprechzeiten und Sprechreihenfolge überwacht. 

2) Erinnerung an die Gesten, die während einer Versammlung benutzt werden um nonnverbal Zustimmung, Ablehnung, Einspruch etc. zu signalisieren

3) Lautes Vorlesen der Tagesordnung bzw. Aufnahme von Tagesordnungspunkten

4) Abhandlung der Tagesordnungspunkte

5) Fazit und Bekanntgabe von Ort und Zeit der nächsten Versammlung.

Folgende nonverbale Signale werden während der Asamblea verwendet:



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- Zur Vertiefung:  Quickguide für Asambleas

- Nächste Asamblea der Berliner Empörten: Mittwoch, 07. September, 18 Uhr - Alexanderplatz (Nähe Brunnen) 

- Der vorliegende Text wurde in Gemeinschaftsarbeit in diesem Pad geschrieben.

3 Kommentare:

  1. Themenvorschläge:

    Wo beginnt man mit der Änderung der Gesellschaft und wie? Eine ganze Gesellschaft, so wie wir sie heute globalisiert vorfinden, ändert man nur noch in einem Zug, also zumindest auf europäischer, wenn nicht sogar globaler Ebene. Nationale Alleingänge würden vom Kapital sofort mit der Isolierung und Boykottierung des betreffenden Nationalstaates beantwortet werden. Das bedeutet, eine wie auch immer geartete Veränderung oder Verbesserung der bestehenden gesellschaftlichen Bedingungen kann nur gelingen, wenn sie sich in allen Staaten gleichzeitig, oder zeitlich nur gering versetzt vollzieht. Eine Bewegung, die wie aCAMPada europäisch agiert, ist nicht nur gut, sondern die logische Konsequenz aus der Globalisierung des Kapitals. Wer gegen übermächtige, weltweit agierende Banken, Finanz- und Großkonzerne, welche uns wie Spielbälle befehlen, benutzen und gegeneinander ausspielen, etwas ausrichten will, der muss sich ebenfalls globalisieren.

    Wer sich jedoch gegen Demokratieverlust, Ausbeutung und gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit zur Wehr setzen will, der muss auch genug Luft zum atmen haben. Das ist momentan für die Wenigsten der Fall. Der soziale Abstieg großer Teile der Bevölkerung ist bereits so weit voran geschritten, dass für Widerstand überhaupt kein Raum und keine Zeit mehr ist, da diese Menschen 24 Stunden am Tag um das finanzielle Überleben kämpfen. Das kapitalistische System hat die Daumenschrauben für den Einzelnen bereits so weit angezogen, dass viele von uns in Apathie und Existenzangst verharren. Menschen in Leiharbeitsverhältnissen, oder Menschen mit Stundenlöhnen um die 6 Euro haben keine Zeit und keine Kraft für Widerstand. Diese Menschen wird man kaum auf einer Asamblea, oder bei einem Marsch der Zelte finden. Es ist deshalb ganz wichtig, dass die Bewegung als erstes dafür sorgt, dass die schlimmsten Daumenschrauben für die Menschen entschärft werden, damit diese wieder frei denken können. Diese Daumenschrauben sind „Leiharbeit“ und „Niedriglohn“. Das aller erste und wichtigste Ziel für aCAMPada muss die Einführung eines europaweiten und flächendeckenden Mindestlohnes, von mindestens 9 Euro sein! Als Nächstes muss Leiharbeit geächtet und an den gesellschaftlichen Pranger gestellt werden. Das Einsetzen von Leiharbeit darf nur noch in engen gesetzlichen Grenzen gestattet werden, denn Leiharbeit hat sich wie eine Seuche ausgebreitet und sie ist ursächlich für den Lohnverfall. Wir müssen jene, die zu den Asambleas und Märschen kommen für diese Themen sensibilisieren und wir müssen darüber beraten, wie wir die Regierungen der Nationalstaaten zu einer Einführung von einem europäischen Mindestlohn zwingen können. Wenn dieses Ziel erreicht ist, dann haben die Menschen auch wieder Zeit und Kraft, sich für eine Verbesserung der Gesellschaft einzusetzen und der Ruf von aCAMPada wird viel besser gehört werden. Wenn die Gewerkschaften endlich auch für Leiharbeiter streiken, wenn nur noch Parteien gewählt werden, die den Mindestlohn in ihren Programmen zu stehen haben und wenn niemand mehr für sittenwidrige Löhne den Rücken krumm macht, dann wird es einen europäischen Mindestlohn geben. Mein Themenvorschlag für die Assamblea morgen lautet daher:

    • Erarbeitung eines konkreten Handlungsplanes zur Ächtung und Reglementierung von Leiharbeit und der Einführung eines europäischen Mindestlohnes von 9 Euro

    Euer Kapitalfeind

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  2. "zu oft Subjekt und zu selten Objekt im sozioökonomischen Diskurs"... kann da mal wer den Wortverdreher rausnehmen? Ich nehme doch wohl an, dass das umgekehrte gemeint war...

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  3. PS: Ansonsten gut! Thanks for your work..!

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